Kraftaufbau und Verankerung

 

Der Kraftaufbau in der festsitzenden Apparatur entsteht durch den Draht und seine Auslenkung aus der vorprogrammierten Form. Die Drahtstärken werden so gewählt, dass die Anfangsbelastungen, die in den ersten drei Tagen zu erhöhter Beweglichkeit und Berührungsempfindlichkeit des Zahnes führen können, möglichst gering gehalten werden. Deshalb sind die geringsten Druckkräfte fast immer durch Rundbögen mit 0.012 oder 0.014 inch Durchmesser zu erreichen. Man kann aber auch in geeigneten Situationen mit 0.016 inch beginnen.
Zunächst werden die Slots der Brackets auf ein Niveau gebracht (Nivellierungsphase), um danach mit stärkeren Bogenstärken arbeiten zu können ohne Überlastungen an einzelnen Zähnen zu erhalten. Die zu wählende Bogenstärke unterliegt sehr stark der Philosophie des Behandlers, der zu lösenden Situation und der Materialqualität des Bogens, die von sehr elastisch bis steif gewählt werden kann. Deshalb muss eine große Zahl von Bögen in guter Übersichtlichkeit ständig vorgehalten werden. In unserer Praxis sind dazu Bogencontainer in die Arbeitsplatten der Assistenztische eingelassen und ermöglichen eine gute Übersichtlichkeit über die Bögen.



Das Zusammenspiel von Bracketqualität, Drahtqualität, Auslenkungsgrad, Platzeinengung und Gleitfähigkeit des Bogens im Bracket und biologischen Komponenten bestimmen das Ergebnis weitestgehend. Ganz wichtig ist dabei die Verankerung und Blockbildung der Zähne, da die wirkende Kraft nicht richtungsorientiert, sondern undefiniert und gleichmäßig in mindestens zwei , meist drei Richtungen des Raumes wirkt ( actio = reactio). Es ist also der Erfahrung des Behandlers zu verdanken, wenn die gewünschten Bewegungen auch durch gezielte Maßnahmen wirklich eintreten.

Ablaufende Zahnbewegungen:



Der längere Drahtweg zu dem außerhalb der Zahnreihe stehenden Zahn wird kompensiert durch Gleiten des Drahtes nach hinten durch die Brackets der Nachbarzähne.
Die roten Pfeile zeigen die Bewegungen der Zähne, die schwarzen Pfeile die Bewegung des Drahtes.



Auch der Ausgleich von gedrehten und vom Bogen abstehenden Zähnen in der gleichen Ebene erfordert einen längeren Drahtweg.

Durch die Gleiteigenschaften im Bracket und die besonders aufbereiteten Drahtoberflächen kann der deutlich verlängerte Drahtweg bei der Entspannung des Drahtes in den fast reibungslosen Brackets entlang gleiten. Die unter Druck stehenden Nachbarzähne können so ausweichen, auch am Draht gleiten und mehr Platz bereit stellen. Notwendig werden solche Drahtauslenkungen und Gleiteigenschaften bei erheblichen Engständen wie im folgenden Bild, aber auch bei weniger offensichtlichen Zahndrehungen, Lücken Verlagerungen etc.



Durch die modernen Formen der Gleitmechanik können heute sehr viel mehr Engstände und Probleme ohne Zähne zu ziehen gelöst werden, da auch die Verankerung wesentliche Fortschritte durch Mikroschrauben und Verankerungsmöglichkeiten innerhalb des Mundes erfahren hat. Der Außenbogen ( Headgear) wird nur noch extrem selten in unserer Praxis angewendet. Trotz dieser hervorragenden neuen Möglichkeiten sind nicht alle Fälle ohne Extraktion zu lösen.