High-Tech-Spezialdrähte (HTS)

 

Unter der Bezeichnung HTS werden «High-Tech-Spezialdrähte» verstanden, die im Gegensatz zu den mundbeständigen Edel-Stahldrähten durch andere Materialien, Legierungen und Ausnutzung metallurgischer Besonderheiten (Übergänge von Austenit / Martensit) hervorragende Eigenschaften aufweisen. Memory- Effekte, Thermoempfindlichkeiten und Kraftabgabeplateaus haben eine ganz neue Dimension von Drähten hervorgebracht. Die modernen Drähte gehen durch den Memory-Effekt in ihre Ausgangslage fast vollständig zurück und nehmen die Zähne dabei mit. Die Kombination mit speziellen Brackets, besonderen mechanischen und thermischen Oberflächenbearbeitungen und optimierten Bogenformen hat eine große Vielfalt für die kieferorthopädische Therapie ergeben, die ganz andere Möglichkeiten auch bei schwierigen klinischen Situationen zulassen. Für die meisten Patienten ist der wesentlich kürzere Behandlungszeitraum mit fester Spange, das Vermeiden von Extraktionen und der milde Ablauf auch von komplizierten Behandlungen beeindrucken





Die Bögen können aus ganz dünnen Drähten verseilt sein, aus mehreren Adern oder einzeln sein, nachträglich noch vom runden verseilten Profil in ein Rechteckprofil gewalzt werden oder vollständig aus einer Legierung bestehen.
Anfangs benutzt man runde Bogenquerschnitte, später vierkantige– oder rechteckförmige Drähte, die dann eine bessere Dreidimensionalität mit der bewusst zunehmenden Bogenstärke durchsetzen und vertikal oder horizontal ins Slot eingelegt werden können.
Die Grafik der Firma ODS zeigt sehr eindrucksvoll am Beispiel der von ihr vertriebenen Spezialbögen, welche Unterschiede bei den einzelnen Drahtmaterialien bei Auslenkung und Kraftabgabe bestehen.

Referenz: Prof. Dr. Segner, Dr. Uibe, 2006, mit Genehmigung durch Fa. ODS

Der grüne Stahlbogen gibt bei einer Auslenkung um 1 mm bereits eine Kraft von ca. 600 g ab und verschließt damit die Blutgefäße im Periodontalgewebe. Bei längerer Einwirkzeit werden dadurch Umweg- Reaktionen notwendig, die zu deutlicher Verzögerung in der Reaktion führen.
Anders verhalten sich die HTS- Bögen, die bei einer Auslenkung von < 1mm bereits keine weitere Krafterhöhung haben und fast kontinuierlich eine wesentlich geringere Kraft abgeben, wodurch die Durchblutung noch nicht beschränkt wird. Der Blutfluss sorgt für die während des Umbaus notwendige Ernährung des Gewebes und damit für eine wesentlich schnellere Reaktion des Zahn-Kiefer-Knochengewebes. Dadurch lassen sich die Behandlungszeiten auf etwa ein Jahr und darunter reduzieren, während bei Stahlbögen mit über zwei Jahren Behandlungszeit für die feste Spange gerechnet werden muss.
Besonders auffallend sind die fast geradlinig verlaufenden Kurven der high –tech- Materialien (blau und violett) ab 0,5mm Auslenkung: die Kraftaufnahme und Kraftabgabe bleibt in einem gleichförmigen geringen Bereich, während die grüne Stahlkurve mit jedem Zehntelmillimeter Auslenkung eine immense Kraftaufnahme und Kraftabgabe bei der Rückstellung hat.

Es lohnt sich also, hochwertige Bogenmaterialien zu verwenden, da die Kraftabgabe in einem geringen Bereich liegt, der keine biologischen Umwege erzwingt und durch direkten Umbau auch wesentlich geringere Behandlungszeiten ermöglicht bei erheblich milderer biologischer Belastung.